Regisseur beim Schockerberg Luitpold Braun

Regisseur beim Schockerberg Luitpold Braun

Mit seinen herrlich überdrehten Auftritten ist Luitpold Braun meist der heimliche Star bei den Singspielen am Schongauer Schockerberg, dem traditionellen Starkbieranstich der CSU. Doch das ist nur die Kür – als Regisseur beginnt für ihn die Arbeit bereits Monate vorher.

 

Fixpunkt vor und hinter den Kulissen

Wenn andere nach den Weihnachtsfeiertagen daheim gemütlich die Füße hochlegen, ausspannen und ihren Urlaub genießen, sperrt sich Luitpold Braun ein – und schreibt. „Ich habe vier Tage lang tatsächlich fast nichts anderes gemacht“, sagt der 47-Jährige, der eifrig am neuen Singspiel für den Schockerberg gebastelt hat. Da überlegt er sich unter anderem die Musik und die Rollenverteilung, wer welchen Part spielen kann. Bereits vor zwei Wochen begannen die größeren Proben für das Stück, das am zweiten März-Wochenende aufgeführt wird.

Wenn Braun zurückdenkt an die Anfänge des Schockerbergs in der Märchenwald-Gaststätte und danach im Ballenhaus, muss er schmunzeln. „Das waren kleine Auftritte von der JU, wir haben ein bisschen Theater gespielt und viel improvisiert. Das erste Stück, dass man ansatzweise als Singspiel bezeichnen kann, war 2002 nach dem Umzug ins Jakob-Pfeiffer-Haus.“ Da konnte man auch mit Kulissen mehr anfangen, die habe es vorher kaum gegeben. Braun erinnert sich, wie sie sich im Jahr darauf ein monumentales Schongau-Bild von der Faschingsgesellschaft ausgeliehen und mangels Aufhängung drei Männer verdonnert haben, es die ganze Aufführung an Eisenstangen hochzuhalten. „Während ich vorne als Friedrich Zeller mit einem roten Tretroller herumgefahren bin, sind deren Köpfe immer mehr rot angelaufen“, erinnert sich Braun schmunzelnd. „Wahnsinn, wie lange das schon her ist.“

In der Folge wurden die Stücke immer größer, länger und aufwändiger. Braun, der damals auch noch den Fastenprediger gab, rutschte irgendwie in die Rolle des Regisseurs hinein. „Ich hatte so etwas zuvor noch nie gemacht“, sagt er. Fast wie beim großen Bruder, dem Nockherberg, wurde das Singspiel im Gegensatz zur Fastenpredigt immer wichtiger und auch besser. Jetzt gibt es immer vier bis fünf Szenen sowie ein festes Motto, die Kulissen werden gewechselt, es gibt mehr Gesang – das alles braucht natürlich einen Vorlauf.

„Eigentlich geht es schon im Oktober langsam los. Da setzen wir uns zusammen und überlegen, was wir machen könnten, den grundsätzlichen Plot“, sagt Braun. Danach fange er das Schreiben an, unterstützt vor allem von Michael Eberle, der viele Ideen beisteuert und am Drehbuch mitwirkt. Braun erinnert sich noch gut an seine Zeit im Stadtrat, da saß er neben Eberle, und wenn ihnen in den oft hitzigen Diskussion zwischen den Stadträten ein Geistesblitz gekommen ist, war klar: „Das verwenden wir für das Stück, das schreiben wir auf.“

So taste man sich langsam vor, verwerfe auch wieder manches, bei dem man in der Sackgasse landet. Auch der politische Rahmen muss stimmen, weshalb Braun vergangenen Sonntag genau hingehört hat, ob die SPD sich für Koalitionsverhandlungen mit der Union ausspricht – auch wenn der Inhalt des Singspiels natürlich nicht verraten wird, ist klar, dass die chaotische Regierungsfindung eine Rolle spielt. „Manchmal mussten wir zwei Tage vor der Aufführung noch etwas umschreiben, weil es nicht mehr gepasst hätte“, so Braun.

Zum Glück hat Braun einen soliden Schauspielerstamm zur Verfügung, den er für die benötigten Rollen einteilen kann. Manchmal schreibt er sich eine Rolle auch selbst auf den Leib, gibt er zu. Wie vor zwei Jahren der sensationelle Auftritt als Ilogut (Ilona Böse). „Das wollte ich tatsächlich auch. Aber vergangenes Jahr war es ganz anders, da musste ich den James Bond spielen, was eigentlich nicht geplant war.“

Wie jeder Regisseur ist auch Braun immer wieder überrascht, dass Gags, bei denen man sich in der Probe noch schlappgelacht hat, vor Publikum nicht zünden, andere dafür schon, mit denen man nie gerechnet hätte. „Das macht es spannend, vor allem, weil es am nächsten Abend schon wieder anders sein kann.“ Kleine Pannen, die es immer gibt wie umgekippte Kulissen oder Texthänger, machen ihm nichts aus. „Das ist eher witzig und gehört dazu. Die Besucher sollen schließlich eine Gaudi haben. Und wir auch.“

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