Schockerberg 2013

Schockerberg 2013

Schockerberg der CSU: A bisserl ärgern schadet nix

Schongau – Voller Saal, grandioses Programm, tolle Stimmung, süffiges Bier und zünftige Blasmusik: Der Schockerberg der Schongauer CSU im Jakob-Pfeiffer-Haus war eine gelungene Veranstaltung.

„Ozapft“ hat – passend zum internationalen Weltfrauentag – die stellvertretende Landrätin Andrea Jochner-Weiß, und das mit so viel Schmackes, dass Bürgermeister Paul Huber sie bremsen musste, sonst hätte sie den Zapfhahn im Fass versenkt. Fastenprediger Markus Wühr als „Don Marco“ hingegen war nicht zu bremsen: Ausgestattet mit Gehörschutz aufgrund seines Orgel-Tinnitus („In der Kirchenbank spürt man den Überdruck in den Ohren, und das mit einer Lautstärke, am liebsten würde Andreas Wiesmann gerne im Altarraum unsere Osterkerze ausblasen!“), spielte Wühr seine Stärken vor allem dann aus, wenn er die regionalen Themen und Aufreger aufs Korn nahm. Sei es der aus Verzweiflung laut schreiende Esel hinterm Feuerwehrhaus („Er ist allein unter den vielen stinkenden Ziegen“), den er seit dem Volkstrauertag als neues Mitglied im Kirchenchor sieht, oder wenn er den „Friseur-Baumschnitt“ zwischen Lechbrücke und Kläranlage als „Biber-Hilfe“ darstellt.

Natürlich bekamen auch die Stadt-Verantwortlichen ihr Fett weg. Den unansehnlichen Fahrradweg nach Altenstadt, den Europakreisel und den zu steilen Weg am Schwanenweiher prangerte „Don Marco“ an. Im Hinblick auf die Zuschüsse für das Schongauer Schwimmbad resümierte er: „Am Geld kann es nicht liegen. Vielmehr liegt es an der Kompetenz.“ Der Höhepunkt der Fastenpredigt war die gesungene „Lesung aus dem Buch des Markt Peiting, aus dem Jahre der großen Wanderschaft“. Dieses „Volk der Gepeinigten“ musste sich eine neue Bleibe suchen, nachdem es vor den Toren der Stadt Schongau abgewiesen wurde, und das geschah so: „Männer und Frauen des Volkes der Gepeinigten, ich habe auf der Südseite des Schloßberges ein Zeichen des Himmels gesehen: eine Liebes-Liege. Männer, bekennt dort Eure Frauen und Frauen, lasst Euch dort von Euren Männern bekennen. Und die Männer bekannten ihre Frauen und wurden sesshaft. Seit dieser Zeit nennt sich das Volk der Gepeinigten Peitinger.“

In bester Reimform, und wie immer völlig frei vorgetragen, brachte Marianne Porsche-Rohrer ihren „Pillefix“ auf die Bühne. Für jeden mischte sie passende Tinkturen, wie für Annette Schavan: „Ach Annette, ach Annette, jeder dacht’, nur Theo hätte, fremdes Wissen sich geklaut, lange hat man Euch vertraut. (…) Mit Mogelei ist endlich Schluss, jetzt kriegst du erst mal Rizinus. Ein halber Liter oder so, das zwingt Dich tagelang aufs Klo. Kannst Dich nicht aus dem Haus bewegen und hast viel Zeit zum Überlegen.“ Doch selbstverständlich bekamen auch die Stadträte ihr Fett weg. „Pillen für die Schweigsamkeit“ verordnete „Pillefix“ Robert Bohrer und Ilona Böse, Peter Blüml bekam „Bärwurztabletten“ und Helmut Schmidbauer „Hopfenpillen“. Auch zur Bürgermeisterfrage hatte Porsche-Rohrer einen medizinischen Rat: „Wählt den, der schwarzes Bier Euch braut. Das rate ich Euch gern und laut. Max Sedlmeier, ja so heißt er, der wär als Brau- und Bürgermeister grad das, was wir im Stadtrat brauchen, denn wenn im Rat die Köpfe rauchen, dann macht man ein Bierfass auf, und schon hört man zu streiten auf.“

Fotos: www.BSE-Pictures.de

Gestritten wurde auch beim Duo „Grad raus“ alias Alexandra Stiglmeier und Bernhard Huber aus Peiting. Hier ging es zwar weniger um Politik als vielmehr um Missverständnisse zwischen Männer und Frauen, das Problem mit dem „stillen Örtchen“ und der sich vor Toiletten bildenden „Brillenschlange“, die Idee des „Gebiss-Sharings“ und das lustige Zeit-Kontinuum zweier angeheiterter Stammtischbrüder.

Zusehends angeheitert war auch Markus Wühr als „Butler Markus“, der „Miss Eddi“ (Edi Igl) beim „Dinner for one“ bewirtete. Mit am Tisch der Miss saßen Peter Blüml, General Ralf Paul, Rainer Brüderle und Graf Marcus. Sehr nah am Original angelehnt schafften es die beiden gut, die Eigenheiten der imaginären Gäste zu karikieren.

Manchmal ist eine Kopie besser als das Original: Das bewies die Hohenfurcher Feuerwehrkapelle. Mag die Idee von der „Altneihauser Feierwehrkapell’n“ entliehen sein, lieferten die acht Musiker unter ihrem Kommandanten Jürgen Fischer einen Auftritt ab, der jedem im Saal die Lachtränen in die Augen trieb. Wenig charmant, wie es sich für eine „Kapelle, die dicht an der Landkreisgrenze haust, und der es nicht mal vor den Schongauern graust“, gehört, zogen diese richtig vom Leder: „Fehlt’s dem Hohenfurcher an Verstand, begibt er sich auf Schongauer Land, und ärgert sich vor Publikum mit wenig Intellekt herum.“ Jeder wurde derbleckt, Altenstadts Bürgermeister Albert Hadersbeck für sein mangelndes Interesse am Hohenfurcher Wasserschutz, Landtagskandidat Harald Kühn für seine Milch-Vorliebe und Alexander Do-brindt für seine „Diätenerhöhung“. Vermeintlich nett wurde Michael Eberle vorgestellt: „Vor Stadtrat Eberle, der uns heute rief, verbeugen wir uns tief. Michael Eberle ist der Schönste, der Größte, der Klügste, keiner führt wie er Regie, dieser Fraktionsvorsitzende ist ein Genie, Eberle selber hat uns heut’ gebeten, diesen Standpunkt zu vertreten.“ Landrat Friedrich Zellers „Präsenz-Sparsamkeit“ wurde durch den Kakao gezogen („Er schickt überall hin seine Vize-Landrätin, da gibt’s koa Debatten, Frau Jochner-Weiß, sie stellt ihn im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten“), und schadenfreudig Karl-Heinz Gerbls Wechsel vom Hohenfurcher auf den Schongauer Bürgermeisterstuhl gesehen: „Den Gerbl Karl-Heinz ham mir de Schongauer borgt, nicht ganz uneigennützig, denn für sei Pension habt’s Ihr jetzt g’sorgt.“

Für die größten Brüller hingegen hat die Feuerwehrkapelle aus Hohenfurch gesorgt, auch wenn sie anfangs befürchteten: „Für die Schongauer taugt unser Haufen, und sollt es heut so schlecht laufen, dass wir unseres Beitrags wegen, den Abend hier nicht überleben, ist uns das schnurze-piepe unterm Strich, Hauptsache, die Schongauer ärgern sich.“ Haben sie nicht, denn sonst hätte es für den grandiosen Auftritt Jürgen Fischers und seiner Mannen (und Frauen) nicht den tosenden Applaus am Ende gegeben. Bleibt zu hoffen, dass das nicht der letzte Auftritt der Hohenfurcher in Schongau war, auch wenn sie drohten: „Ladt’s Ihr uns unerwarteterweise nächstes Jahr mea ei, sind wir so frei und haun Euch wieder in d’Pfanne nei.“

Christine Seelig

Kommentar hinterlassen