Schockerberg 2014

Schockerberg 2014

Der Schockerberg wie ein guter, alter Wein

Fotos: www.BSE-Pictures.de

Schongau – Es ging viel um Bier und Ex-Trinken am Wochenende auf dem Schockerberg in Schongau. Das ist beim traditionellen Starkbierfest der CSU auch kein Wunder.

Es ging viel um Bier und Ex-Trinken am Wochenende auf dem Schockerberg in Schongau. Das ist beim traditionellen Starkbierfest der CSU auch kein Wunder. Dabei waren die beiden Abende vor jeweils 300 Gästen wie ein guter Wein: Je älter, desto besser. Denn absolute Höhepunkte waren das Singspiel und die Hohenfurcher Feuerwehrkapelle zum Schluss.

Der Auftakt ging noch völlig daneben: Beim Anzapfen hatte Vize-Bürgermeister Paul Huber so seine Probleme und schlug nach mehreren vergeblichen Versuchen den Zapfhahn in hohen Bogen heraus. „Wir müssen die Veranstaltung leider absagen, schön, dass ihr da wart“, scherzte Michael Eberle, der mit Rosemarie Wölfle durch den Abend führte, aber fast nie reden durfte – die Schongauer Stadtkapelle spielte immer dann zünftig auf, wenn er sich gerade das Mikro geschnappt hatte.

Startschwierigkeiten hatten Huber und sein Kollege Rainer Knäbel danach auch in der Rolle als Fastenprediger-Duo Paulator und Raineritas. Olympia, NSA-Abhörskandal und Alice Schwarzer als Auftaktthemen – bis auf ein eingeschobenes, auf Bürgermeisterkandidat Tobias Kalbitzer gemünztes „bei uns wird nicht auf Ex getrunken, so weit sind wir noch nicht gesunken“ hätten sich viele Besucher lokalere Themen gewünscht. Die kamen dann zwar noch, auch die anderen Bürgermeisterkandidaten wurden bedacht – doch Markus Wühr alias Don Marco konnten sie nicht ersetzen.

Der wollte dieses Jahr keinen so großen Auftritt und beschränkte sich als Luis aus Südtirol auf die Erklärung der Völkerwanderung, warum der Mensch aus Afrika abstammt und er verschiedene Sprachen spricht. Vor allem Wührs nachgeahmte Sprachversuche auf Arabisch, Chinesisch, Russisch oder Österreichisch sorgten für Lachsalven beim Publikum. Bereits zuvor hatte Marianne Porsche-Rohrer als Dr. Alkoholikus, Professor der Bierologie, einen guten Auftritt hingelegt: Wie immer auswendig und in Reimform, berichtete sie von ihren Erfahrungen mit dem Bier und dass dank des Gerstensafts als Kuh-Nahrung der Milchpreis derart in die Höhe geschnellt ist, dass die Bauern plötzlich einen Haufen Geld verdienen.

Doch beim folgenden Singspiel wurde klar: Das ist es, was den Schockerberg ausmacht. Fantasisvolle Kostüme, tolles Bühnenbild und CSU-Mitglieder als Schauspieler, die sich auch selbst auf die Schippe nehmen – die Darbietung kam hervorragend an, weil die Bürgermeisterkandidaten humorvoll durch den Kakao gezogen wurden.

König Karl-Heinz der Lange, meist müde und schlafend dargestellt von Thomas Schleich, tritt ab, die Kandidaten bringen sich – dem Publikum verkündet von Robert Stöhr als Herold – in Stellung. Da ist der Waldschnab (Michael Reith), der irgendwo im Wald als Coach für Baum, Fels und Schwammerl verzweifelt, ehe ihn eine heilige Erscheinung (sein Bruder Pfarrer Wolfgang, gespielt von Andreas Mock) wieder in die Zivilisation schickt und er Kandidat der verzweifelt suchenden UWV wird. Es folgte der Steuermann von Langeweile (Max Bertl), der mit seiner Dutchman und der dominanten Ehefrau (Birgit Österlein) über die Weltmeere segelt und schließlich für die SPD Kurs Schongau nimmt.

Zwist herrscht dagegen bei der CSU des Schwarzen Grafen (Michael Eberle), weil seine beiden Töchter (Anna und Julia Eberle) beide auf den Thron wollen. Die beiden verhauen sich auf der Bühne so lebensecht, dass der Zuschauer fast Angst bekommt. Weil beide schwer verletzt sind, wird kurzerhand Robert Stöhr adoptiert, gespielt vom wie immer sensationellen Luitpold Braun: „Ich bin so schön, ich bin so schlau, ich bin der Robert aus Schongau“, schmetterte er durch das lachende Publikum.

Kurz vor dem Wettstreit taucht noch Tobias Kalbitzer (Florian Stögbauer) auf: „Ich bin ohne Hose, ich bin gut.“ Antwort: „Die rasierten Beine stehen ihm gut.“ Beim Wettstreit unter anderem mit den Disziplinen Probleme-Aussitzen und reden, ohne etwas zu sagen, gab es keinen Sieger – den kürten die Besucher gestern in der Wahlkabine.

Getoppt wurde das Singspiel noch von der Hohenfurcher Feuerwehrkapelle um Jürgen Fischer, die vergangenes Jahr ihre bejubelte Premiere in Schongau hatten: „Gib Schongau wieder in schwarze Hand, schick Gerbl und Verwaltung in Ruhestand“, fingen sie an und legten einen Parforceritt von Gemeinheiten hin, der seinesgleichen sucht. Die Hohenfurcher derbleckten von der Schongauer Stadtkapelle über die Schongauer Nachrichten bis zum Publikum und einzelnen Schongauern nahezu alle und nahmen auch sich nicht aus. Auch die Landratskandidaten mussten dran glauben – als Höhepunkt verkleidete sich Fischer als Andrea Jochner-Weiß und fiel allen busselnd und grüßend um den Hals.

Es war der passende Abschluss für einen tollen Abend, der immer besser wurde – und hoffentlich keinen Kater für die CSU produzierte.

Boris Forstner

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