Schockerberg 2005

Wer mit Stoiber im Boot sitzt und wer beim Rudern quer schlägt

– VON BARBARA SCHLOTTERER Schongau – Dekadent lümmelt Gerhard Schröder (Bernhard Hindelang) mit hochgekrempelten Armani-Hosen und Zigarre im Mundwinkel in einer aufblasbaren Plastikinsel, die einsam im großen Ozean der Politik hin und her schaukelt – ein Traum in Rot, den die Schwarzen am Samstagabend beim „Schockerberg“ wahr werden ließen. Klar ist: Vor dem Profi-Derblecken in München braucht sich der kleine Schongauer Bruder im Jakob-Pfeiffer-Haus nicht zu verstecken. Nicht nur, dass an so manchem Schongauer wahrhaft ein Schauspieler verloren gegangen ist – das Konzept aus lokalpolitischen Glossen gemischt mit Hieben auf bundespolitischer Ebene ging voll auf.

Das große CSU-Flaggschiff steuern Reform-Huber (Thomas Hennecke), Landrat Luitpold Braun (gespielt von Peter Blüml) und Edmund Stoiber (Luitpold Braun jun.) in Richtung Berlin. Das Motto: „Es gilt ein Schiff zu lenken. Erst handeln und dann denken.“ Statt Fische fängt die CSU Wählerstimmen, und selbst von den drei bezaubernden Sirenen lässt sich Edmund Stoiber – keiner kann Sätze schöner mit einem „Äääähm“ dehnen wie Luitpold Braun jun. – nicht betören. Ein abgewracktes „Huber“-Boot, mit weinender CSU-Stadtrats-Besatzung dümpelt im Meer umher. Nach der Melodie von „My boney is over the ocean“ gibt`s ein Ständchen für den CSU-Chef: „Mein Schongau gehört jetzt den Roten.“ Mit von der Partie auch Markus Wühr als Rita Hennecke; er überzeugte nicht nur durch enorm wogende Kunst-Brüste und hochgeschraubte Haare. Die einhellige Meinung auf dem Stoiber-Schiff: „Beim Rudern schlägt sie manchmal quer, als Gallionsfigur eignet sie sich sehr.“ Lachtränen kullerten zwischen den Starkbierkrügen nicht nur beim Singspiel. Auch bei Struwwelpeter Markus Wühr bekam die Lokalprominenz ihr Fett ab – und das nicht zu knapp. Ob der Ehrenamt-süchtige CSU-Stadtrat Robert Seitz oder der Nordic-walkende Peter Blüml und dessen Gewichtsprobleme: Beim Struwwelpeter wurde geklotzt und nicht gekleckert. Zum Brüllen Zum Brüllen komisch: Markus Wühr mit wild gestikulierenden angeklebten Fingernägeln, Herumgehopse auf der Bühne und schriller Stimme. Den Rhythmus im Blut und das Taktgefühl beiseite gestellt, gab`s noch eine Rap-Einlage mit rhetorischer Frage: „Fühlt sich bei diesem Klatsch jemand verarscht?“ Ihren Sinn für Humor konnten die Betreffenden allerdings meist nicht unter Beweis stellen: Einzig und allein Hans Loth von der UWV hatte sich als Nicht-CSU-Stadtrat zum „Schockerberg“ gewagt, wo auch Kräuterhexe Marianne Porsche-Rohrer nicht mit giftigem Humor und Kritik an roten Früchten geizte. Gerne würde der Schongauer Rathauschef seinen Namen auf der Gehaltsliste der Firma UPM Kymmene sehen – zumindest im Beitrag der Jungen Union, die mit einer Zeller`schen Bürgersprechstunde aufwartete. Zeller rückte samt Parteigenossen auch in den Fokus des Bruder Barnabas (Luitpold Braun jun.), der über die Schließung des Schongauer Amtsgerichts sinnierte: „Mir ham keine Dealer, Tote – höchstens a paar arme Rote – darauf trink` ma einen, Prost!“

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